Drama in 4-5 Akten auf Tatsachen basierend

1. Ein Vorspiel
2. Das unsägliche Verbrechen
3. Die gar schröcklichen Folgen
4. Das große Finale?
5. Ein kleines Schlußwort

Dezember 98, friedliche Zeiten im Web. Von einem Bekannten im Netz erhielt ich die Kopie eines offensichtlich unsinnigen Kettenbriefes zugesandt, mit dem Hinweis, daß dieser wohl etwas für meine "Dumm Zeux" Seiten sein könnte.

Zunächst legte ich dieses Mail ab, vergaß es fast gänzlich, da ich über den Jahreswechsel anderen Vergnügungen als der WebSeiten Erstellung nachging.

Anfang Februar 99 veröffentlichte ich dann dieses zugegebenermaßen etwas derbe Stück (derb im Vergleich zu meinen sonstigen Seiten) in der festen Überzeugung, daß wohl kein vernünftiger Mensch, ganz gleich ob Frau oder Mann, diesen obskuren Inhalt sonderlich ernst nehmen könne.

Als Vielsurfer entdeckte ich einige Tage später (es muß kurz vor'm Karneval gewesen sein) eine FrauenSite, deren interessanter Inhalt mich trotz (oder gerade wegen) eines "MännerVerbots" und mehr oder weniger männerfeindlichem Inhalt zum Lesen einlud.

• Alles unter dem Motto: Patriarchenfreie Zone, was mich jedoch nicht abhalten konnte, da ich mich in keinster Weise als Patriarch empfinde.  ;)
  
  
• Und sonstige Verbots-Bapperl wie Männer sind hier unerwünscht nehme ich ebenfalls nicht sonderlich ernst.

Als bekennender Netizen und mit dem vorbildlichen LEO-Motto Link Everything Online auf den Lippen, sowie den Schalk im Nacken (wie so oft), dachte ich mir: »Hier kann zusammenwachsen, was nicht zusammengehört - oder?«

Rasch und mutig entschlossen, wie ein alter Bundeskanzler, setzte ich einen unkommentierten Link unter folgendem Symbol:

müssen
nicht
mitlesen

Und bevor ich's vergesse, dort gab es auch ein paar ganz tolle Witze; ich zitiere mal kurz drei davon:

Am Sonntag, dem 21ten März 1999 erhielt ich von einer Dame (ich wurde gesiezt und es war nicht die WebMasterIn der betreffenden Site) ein Mail, welches mich belehrte, daß ich von einer sexistischen Seite einen Link auf die bereits erwähnte FrauenSite gesetzt hätte, der wegen Unverträglichkeit der darüber eintreffenden Besucher sofort zu entfernen wäre! Desweiteren wurde ich darüber informiert, daß meine Seiten auf dem dort neu eingerichteten Müllhaufen gelandet wären und ich noch Einiges davon spüren würde.

So weit, so gut. Ich bin eigentlich ein verträglicher Mensch, es war bereits Mitternacht und ich entsprach der Bitte/Aufforderung. Warum auch nicht?

Dieser Schriftwechsel kann leider wegen erfolgter Löschung nicht mehr dokumentiert werden. In meinem Gästebuch fand ich jedoch einige anonyme Einträge. Hier ein paar konservierte Muster der harmloseren Art. Meine kurzen Anmerkungen sind in der Farbe pink gehalten:

Diese sich von mal zu mal vor Entrüstung steigernden Einträge mussten wohl ihre Ursache auf dem Patriarchenmüllhaufen haben. Ich entschloß mich diesen Ort aufzusuchen und nachzulesen.

   
Erstaunt durfte ich feststellen, daß ich ein Matscho Originalschreibweise und sogenannter SST sei (= sexistischer Schwanzträger, wobei zumindest der hintere Teil der Bezeichnung, wenn man so will, zutrifft), voller Neid auf was denn bitte? und Dominanzanspruch ??, ein unerträglicher Patriarch ??? der übelsten Sorte!

Den Inhalt der Kettenbrief Seite hatte manfrau dort tatsächlich für ernsthafte Wirklichkeit Wunschdenken? gehalten und fein säuberlich, Absatz für Absatz, analysiert. Ich war verblüfft: ein wirkliches Stück Realsatire, wie nur das Leben sie schreiben kann.

Am Schluß dieses Pamphlets stand ein Link zu meinem Gästebuch mit der ermunternden Aufforderung mir doch recht viel "Lustiges" zu schreiben.

Als Reaktion - zum Beruhigen für mich, da inzwischen in den eintreffenden Kommentaren eine Art Sippenhaftung angesagt war - entwarf ich einen Pseudo-Award, den ich auf der Kettenbriefseite anbrachte. Solche Tätigkeit entspannt mitunter und normalerweise bin ich sowieso ein recht ausgeglichener Mensch:

Diese Seite wurde Ende März 1999 von der begeisterten Münchner WebMasterIn * Lore Krawitzki mit dem    1sten  K(r)ampfHennen  Award ihrer [bescheiden] gewollt ungenannt bleibenden Seiten ausgezeichnet. Der Eisbär bedankt sich vielmals dafür!

   
Nach Entfernung weiterer sinnloser, haßerfüllter Gästebucheinträge kam es im Schweizer Ort Glattfelden nach wohl heftigsten moralischen Blähungen zu einem fulminanten Rülpser, der folgende ausgefeilte Prosa gebar:

Fall es noch "feinsinniger" kommt, werden

1. sowohl diese Dokumentation hier fortgesetzt,
2. als auch rechtliche Schritte eingeleitet.

Als finale Erlösungmaßnahme von diesem Übel [dem Eisbären] schlage ich folgendes vor:

• Nachdem über 95% der sich bisher empört äußernden Frauen laut IP- und EMail-Adressen aus der Schweiz kommen: eine kleine Sternfahrt nach Basel, danach direkt mit dem Intercity oder Interregio nach Mannheim. Das schont die Umwelt und ein Restaurationswagen für's gemütliche Beisammensein ist ebenfalls vorhanden.
  
  
• Treffen und Sammlung der Massen auf dem Mannheimer Bahnhofsvorplatz.
  
  
• Anschließender Protestmarsch zum Rathaus (ca. 25 Minuten Fußweg).
  
  
• Großkundgebung mit Forderung auf Herausgabe des schlimmsten Übeltäters der neueren Geschichte, dem Eisbären.
  
  
• Nach erfolgter sofortiger Auslieferung, Verbringung desselben auf einen Eselskarren im Büßergewand mit Sack und Asche.
  
  
• Großer Triumphzug durch die Mannheimer Innenstadt unter Absingen frauenbewegter Kampflieder.
  
  
• Öffentliche Kastration mit anschließender Blendung und Verbrennung des Eisbären auf einem zentral gelegenen Platz. Geeignete Örtlichkeiten können beim WebMaster erfragt werden. Reisig, Holz und sonstige Materialien sind selbst zu stellen.
  
  
• Live-Übertragung und Dokumentation der ganzen Aktion im Internet - zur Warnung an alle weiteren SSTs, sowie zur Erbauung der daheim gebliebenen Mit-Schwestern.
  
  
• Das war's dann wohl ... fini ... Unfriede meiner Asche  :(

Auf den Seiten-Titel dieser Page zurückkommend

so kann ich dies eigentlich nur verneinen. Nach fast zwei Jahren vielfältiger Netzkontakte mit allen möglichen und unmöglichen Menschen beiderlei Geschlechts stellt diese seltsame Erfahrung ein Novum für mich dar und bleibt hoffentlich ein einmaliges Phänomen, ebenso wie im realen Leben derartige Verhaltensweisen für mich unvorstellbar sind. Über Ursachen und zugrundeliegende Motive einiger Äußerungen will ich öffentlich nicht weitergehend spekulieren.

Grundsätzlich unbegreiflich ist mir die durchgehend scheuklappenähnliche Sichtweise und Konzentration auf eine von über 200 Web-Seiten (Stand März 99, ohne Frame - Navigations - SchnickSchnack) und die darauf folgende permanente Eskalation. Als wäre ein Damm gebrochen, endlich ein - für diesen Personenkreis geeignetes - Haßobjekt gefunden worden, dem frau von mal zu mal hemmungslos aggressiver begegnet.

Hmm  ...


jetzt aber ganz schnell ein Fenster auf und   frische Luft reinlassen. Nach der anstrengenden Lektüre empfiehlt der Eisbär im Netz

eine wirklich gute FrauenSite (auch für den Mann), die sich wohltuend in Inhalt, Stil, Umgangsformen und Besucher[Inne]n von den Lore Krawitzki Seiten unterscheidet.   8)