Happy Halloween

Lisa

Lisa ist ein kleines Mädchen und wohnt bei ihrer kranken Mutter. Der Vater ist schon lange tot. Die Mutter kann nicht viel mit ihrem Kind machen und arm sind sie auch. In der Schule wird Lisa immer gehänselt, weil sie nicht mit auf die Kirmes kann. Gibt es Ausflüge, kann es die Mutter nicht zahlen, also muß Lisa Zuhause bleiben und der Mutter helfen. Obwohl es Lisa an vielem mangelt, beklagt sie sich nie. Sie hält das Haus der Mutter sauber, geht einkaufen, kocht und hilft der Mutter wo es nur geht. Sie ist auch bei den Nachbarn höflich und zuvorkommend. Dennoch gibt es eine Nachbarin die Lisa immer wieder terrorisiert. Wenn Lisa die Treppen putzt, hat die Nachbarin etwas zu bemängeln. Liegt etwas im Hausgang ist es immer von Lisa und nie von dem Verursacher. Freundinnen hat Lisa auch keine, denn niemand will mit ihr spielen.

Am 31.10. sollte alles ganz anderst kommen. Lisa fühlte, daß irgend etwas mit ihr passierte. Sie ging zur Schule wie jeden Tag. Auf der Straße traf sie den penetranten Pudel von nebenan. Immer wieder rannte er ihr nach und biß auch mal zu. Er war ein verwöhnter Köter und niemand außer seinem Besitzer konnte dieses Tier leiden. Lisa wünschte, daß aus diesem Pudel ein Höllenhund werden solle, der auch zur Hölle fahren würde und sie endlich ihre Ruhe hätte. In der Schule wurde sie erneut geärgert, da sie auch nicht in den Erlebnispark mitgehen konnte. Lisa wünschte sich, daß aus der Schule ein Spukschloß werde und alle Kinder als Kürbisköpfe herumlaufen sollen. Endlich war die Schule aus und sie ging Nachhause.

Im Gang begegnete sie der grauenvollen Nachbarin, die sie erneut angriff, da die Treppe noch schmutzig sei. Lisa wollte nur noch fliehen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als einmal zu fliegen und frei zu sein. Sie verfluchte innerlich die Nachbarin und dachte das erste Mal daran, wie sie wohl als Mumie aussehen würde, mit ihrer ewigen Quengelei.

Lisa kochte für ihre Mutter und vergaß die Außenwelt. Sie spülte das Geschirr und las der Mutter die Zeitung vor, wie jeden Tag. Sie kehrte erneut den Gang, damit es nichts mehr zu meckern gab. Später machte sie ihre Hausaufgaben, danach das Abendessen. Nach dem Abendessen ging sie schlafen.

Auf einmal spürte sie, wie sie fliegen konnte. Ganz leicht hob sich ihre Bettdecke. Sie wollte es nicht wahrhaben. Staunend flog sie eine Runde durch ihr Zimmer. Die Mutter hörte sie nicht, sie schlief tief und fest. Lisa versuchte sich im Flug. Sie konnte fliegen, unfaßbar!
Lisa zog sich ihre Kleider über und nahm trotzdem vorsichtshalber den Besen mit. Denn Lisa wußte, zur Not fliegen kleine Hexen mit Besen.



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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos