"Krebs - meine Geschichte"

Die erste Chemotherapie habe ich jetzt hinter mir. Vertragen habe ich sie leider auch nicht. Positiv ging ich an die erste Chemo heran. Es ging mir fast gut, bis die Nachwirkungen kamen. Am dritten Tag nach der Chemo wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, da begann dann der Rest des Schlamassels. Begeistert überhaupt mal wieder nach Hause gehen zu können, machten meine Eltern und ich mich auf den Weg. Essen und trinken konnte ich nichts. Der Ekel war viel zu groß. Rauchen war allerdings auch nicht drin. Ich muß zugeben, daß ich gerne rauche und es noch nicht so ganz einsehe, es absolut aufzugeben. Ich kann, wenn ich will, aber ich will nicht!

Zuhause angekommen, versuchte ich seit den ersten 14 Tagen mal zu schlafen. Ich halte nichts von Schlafmittel oder Medikamenten. Im Krankenhaus konnte ich nie schlafen und las so viele Bücher, wie ich es eigentlich nur im Urlaub schaffe. Allerdings klappte das Schlafen auch Zuhause nicht. Mittlerweile bin ich schwer übernächtigt und auch ganz leicht reizbar und genervt.

Das Schlimmste kam aber erst noch. Aufgrund der Chemo konnte ich nicht mehr auf die Toilette. Der Stoffwechsel funktionierte überhaupt nicht. Über den Stoffwechsel machte ich mir aber keine Gedanken, da ich ja eh nichts essen konnte. Somit war ich der Meinung, wer nichts ißt, kann auch nicht "müssen". Mittlerweile bekam ich immense Schmerzen in der Bauchgegend. Liegen ging nicht, stehen so so, laufen ging nicht, schlurfen ja, sitzen ging überhaupt nicht. Ich war fertig. Nach ca. 16 Stunden, d. h. eine Nacht und ein halber Tag rief ich aus Verzweiflung meine Eltern an.

Meine Eltern kamen morgens um 5.30 Uhr, ich hielt es nicht mehr aus. Sofort darauf wurde der Notarzt angerufen. Sobald ich mich auf der Toilette befand, mußte ich vor Schmerzen schreien. Wenn man Krebs hat, kommt kein Notarzt, das weiß ich jetzt. Die Rettungszentrale sagte sofort, bei Krebs gibt es einen Rettungswagen, der einen unverzüglich wieder ins Krankenhaus bringt. Meine Mutter tobte und auf einmal ging es doch, daß man halt einem "Krebskandidaten" einen Notarzt schicken würde. Ich finde das sehr diskriminierend. Ja bin ich denn schon abgeschrieben????

Dem Notarzt wurde mein Problem ja dargestellt, natürlich hatte er nichts dabei.
Diagnose: akuter Bauch, sofort ins Krankenhaus. Also wieder!!!!! Wir wehrten uns so gut es ging und ich blieb in der Wohnung. Der Notarzt verschrieb ein Abführmittel, das wir logischerweise morgens noch in der Notapotheke holen mußten. Danach verabschiedete er sich. Nach weiteren 4 bis 5 Stunden konnte ich dann endlich mal auf die Toilette. Nachdem der Darm geleert war, war es mir sogar vergönnt, zwei Stunden am Stück zu schlafen.

Ich bin keine Exhibitionistin, aber ich werde hier nichts beschönigen. Mir geht es wirklich darum, anderen Menschen, die dieselbe Krankheit haben, evtl. helfen zu können. Meine Toi war verstopft, das sagt im übrigen alles! Mir wurde von keinem Arzt mitgeteilt, daß man nach der Chemo dieses Problem hat. Wissenswert wäre es allerdings gewesen!!!

Am 13.10.2000 war die erste Chemo. Mittlerweile habe ich Blut im Stuhl, Zahnfleischbluten, geschwollenes Zahnfleisch und ich meine, daß mir meine Zähne ausfallen. Der Appetit ist vermindert und Lust habe ich auf gar nichts mehr. Mineralwasser trank ich immer gerne und reichlich, jetzt zwinge ich mich dazu überhaupt was zu trinken. Wenn das Essen mit mir "redet", rauche ich jetzt eine Zigarette, damit es am Bestimmungsort bleibt. Die Schlaflosigkeit ist immer noch da. Frägt mich jemand wie es mir geht, dann bekomme ich jetzt die Dauerkrise. Krebs ist kein Schnupfen und die Chemo ist Gift. Wie soll es mir jetzt wohl gehen???? Für meinen Sohn ziehe ich die Behandlung jetzt durch, obwohl ich mir auch noch einen neuen Arzt suchen muß, der mich ambulant begleitet.

Aufgrund der Nachwirkungen der Chemo habe ich mich für einen stationären Aufenthalt bei der nächsten Chemo entschlossen. Bevor ich mir hier (Zuhause) wieder die Rettungszentrale und einen Notarzt gebe.

Seit zwei Tagen fallen mir nun auch noch die Haare gebündelt aus. Gott sei Dank habe ich dickes Haar und wenn mich jemand nicht kennt, meint er noch nicht einmal, daß die Plastiktüte im Bad voller Haare ist. Bei jedem Kämmen verliere ich eine halbe Einkaufstüte Haare. Sicher bin ich mir noch nicht, ob ich eine Ersatzfrisur tragen will, oder vielleicht zum Kopftuch greife. Wir werden sehen, ein paar Haare sind noch da. Eklig ist es nachts, wenn man fast an seinem eigenen ausgefallenen Haar erstickt.



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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos