Krebs - meine Geschichte 04.01.2002


Korrektur zu Seite 22 - Onkologe

Wir wandten uns dann meinem Hauptproblem, Krebs, zu. Er sagte mir, daß er über Weihnachten und Silvester ständig an mich denken mußte und hin und her überlegt hat, wie er mir noch irgendwie helfen könne. Das Taxol wäre ein völliger Fehlschlag gewesen, genauso wie das rote Zeug "Herceptin". Er hätte jetzt nachgelesen, daß es noch eine Medikation geben könne in Form von einer "blauen Chemo", die mir an drei aufeinanderfolgenden Tagen gegeben werden würde. Mehr oder minder die letzte Chance! Denn in diesen paar Tagen ist der Krebs ja nicht nur nach außen, sondern auch nach innen gewachsen. Die Schnelligkeit ist beängstigend.

Kurzum ich habe mich jetzt entschieden am Montag, dem 07., 08. und 09.01.2002 die letzte Chance wahrzunehmen. Mit der Hoffnung, daß dieser "Scheißer" von Krebs wenigstens eingedämmt werden kann. Wenn man sich vorstellt, daß es jetzt 16 Monate sind und ich noch nicht mal einen Teilerfolg hatte, geht mir die Diagnose jetzt ernsthaft an die Nerven. Hoffen wir das Beste.

07.01.2002


Von Schlafen ist jetzt keine Rede mehr. Die Schmerzen sind unerträglich, trotz Schmerztherapie. Der Krebs hat jetzt meinen Hals aufgerissen. Die Schlinge, die ich empfand, ist offen. Er, der "Krebs-Scheißer" stinkt zum Himmel. Eiter und Blut, egal wo man hinsieht.

Die blaue Chemo benenne ich jetzt nach meinem geliebten Opa "Clemens". Taxol nannte ich Hermine. Da Hermine gänzlich versagte, muß jetzt Liebe anstatt Perfektionismus her.

Drückt mir alle die Daumen an diesen drei Tagen, daß sich dieser Krebs beruhigt und wünscht mir einfach "nur" Glück.
Die 15 Jahre mit meinem Sohn sind mir zu kurz!

Bin aber sehr glücklich und fand meinen inneren Frieden, denn meine ganze Familie steht geschlossen, trotz all dem Eis, Schnee und den Straßenverhätnissen, hinter mir. Sie würden auch noch auf Schlittschuhen zu mir kommen und sie lassen mich nicht allein.

Zugesagt haben sie mir auch, wenn der Notfall eintritt, muß ich nicht in einem sterilen Krankenhaus sterben, sondern man bleibt dann bei mir hier in der Wohnung. Selbst meine Freundin kam von Weil der Stadt, Glatteis oder nicht, und besuchte mich vor dieser Chemo-Tour. Das ist doch stark, oder?

12.01.2002


Schade, muß jetzt versuchen ganz langsam zu schreiben, weil mein linker Arm und meine linke Schulter gelähmt sind. Der shit-Krebs hat meine Nerven in den letzten 3 Tagen abgefressen. So ein Miststück. Sorry, aber ich meine es so.

Seit dem 09.01.2002 habe ich jetzt eine Firma, die die Versorgung, des mittlerweile ausgerasteten Krebses am Hals versorgen muß. Stinki wächst weiter, eitert und blutet. Miltex geht nicht mehr, da der ganze Hals-, und Schulterbereich offen ist. Mit Wasserstoff wird die Krebswunde gereinigt und danach gibt es jetzt schon 4 x 10 cm Kompressen drauf, welche mit einem hautfreundlichen Pflaster verklebt werden. Von Schmerzen rede ich nicht mehr. Egal! Ihr könnt es Euch und sollt es Euch auch nicht vorstellen. Damit lebe ich jetzt und das reicht. Niemandem würde ich diesen shit Wünschen!
Mir geht es aber um etwas anderes, etwas "Menschliches".


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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos