"Krebs - meine Geschichte"

02.11.2000

Am 31.10.2000 fand ich jetzt einen "begleitenden Arzt". Ich werde ihn Dr. S. nennen. Morgens war mein linker Arm so dick, daß ich nicht mehr wußte, wie mir geschah. Die ganze linke Seite tat mir weh. Hilflosigkeit überfraute mich. Daraufhin riet mir meine Mutter, daß es an der Zeit wäre, Dr. S. anzurufen und einen Termin für den selbigen Tag zu vereinbaren. Gesagt, getan. Meine Mutter beliebt in dieser Sache nicht zu scherzen. Nachmittags fuhren wir dann zu Dr. S.. Leider konnte auch er mir nicht helfen. Das Lymphwasser läuft in den Arm und kann nicht ablaufen. Ablaufen heißt, durch die Blase wieder ausgeschieden werden. Erst nach den Chemo's kann man mit der Lymphdrainage beginnen. Das bedeutet noch monatelanges Warten. Innerlich bin ich jetzt doch der Verzweiflung nahe. Die Verzweiflung bringt mich allerdings nicht weiter. Der Schmerz ist teilweise unerträglich und ich merke wie ich streitsüchtig werde. So geht es auf jeden Fall auch nicht! Diese negativen Emotionen muß ich jetzt sofort wieder in positive umsetzen, damit dem Gesundungsprozeß nichts im Wege steht.

Ich arbeite daran!

Jetzt habe ich auch noch fleckenweisen Haarausfall. Kurz und gut, wir (mein Sohn und ich), schnitten die Haare mal kurz entschlossen ab. Sie gingen mir bis über die Schulterblätter, jetzt gehen sie mir gerade mal auf die Oberarme. Friseur ist mein Sohn nicht, aber er hat sich redlich bemüht es gut aussehen zu lassen. Für mich ist es eine absolute Sauerei, ständig meine Haare irgendwo zu entfernen. Nachts wachte ich mit Haaren im Mund auf, das totale Chaos. Im übrigen sind mir die Haare egal, sie machen wirklich keinen Menschen aus, allerdings die Nebenwirkungen machen mich langsam mürbe. Der ganze Kopf tut weh. Beschreiben kann ich es nicht. Es fällt mir auch schwer am Computer irgend etwas zu schreiben. Der linke Arm zieht nicht mit. Lese ich mal ein Buch, so muß es schon auf einer Unterlage liegen, sonst geht das auch nicht.

An dieser Stelle möchte ich allen Menschen danken, die mich wirklich mögen und lieben und keine leeren Phrasen dreschen. Vor allen Dingen danke ich hiermit meinen Eltern und meinem Sohn, die mir tagtäglich zur Seite stehen und mich nehmen wie ich bin.

Denen, die mich benutzten, mich als Pausenclown oder Unterhalter sahen, möchte ich hiermit sagen, daß sie sich einen neuen Entertainer suchen müssen. Für diesen Mist habe ich in Zukunft keine Zeit mehr. Das einzigste was jetzt zählt, ist meine Gesundheit und die kleine Evi in mir drin, die schon seit Jahren schreit und nicht an die Oberfläche darf. Gott sei Dank kommt sie langsam wieder vor, das empfinde ich als gutes Zeichen. Die Energie, die ich an andere Menschen abgab, behalte ich jetzt für mich, da ist sie besser aufgehoben. Der Kampf gegen meine mutierten Zellen geht weiter!



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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos