"Krebs - meine Geschichte"

10.01.2001

Seit 1 1/2 Wochen bin ich jetzt bei der Bestrahlung. Irgendwie ist es schon seltsam, der erste Arzt meinte, ich hätte nur 5 Bestrahlungen. Bei der dritten Chemo bekam ich mitgeteilt, daß ich 20 Bestrahlungen bekäme. Nun, was soll ich sagen, als ich in der Klinik für Radiologie ankam, waren es auf einmal 58 Bestrahlungen. Das baut mich eigentlich nicht so auf!

Ich gebe zu, daß ich mittlerweile der Bestrahlung wie auch der Chemo mit Ablehnung begegne. Die Chemo brachte ja das Schlimmste aus mir raus, nur ich wußte nicht, daß die Bestrahlung noch Schlimmeres hervorbringen kann.

Die erste Bestrahlung war noch in Ordnung. Mir war mulmig und ich konnte kaum laufen, ansonsten war es aber gegen die Chemo "nicht so schlimm". Nach der vierten Bestrahlung bekam ich einen Ausschlag am Rücken. Das Laufen nach der Bestrahlung ist immer noch ein großes Problem. Mir zittern die Knie und ich gehe teilweise an der Wand entlang. Mich nimmt dann ein Taxifahrer in Empfang und führt mich aus der Klinik zum Taxi. Mittlerweile ist meine Brust heiß und die Haut verändert sich. Gestern verlor ich einen ganzen Tag. Ich kam um 9.00 Uhr nach Hause und mir war schlechter wie zuvor. Nachdem ich es nicht mehr aushielt, versuchte ich mich hinzulegen. Durch die Bestrahlung randaliert mein Magen und ich habe immense Schluckbeschwerden. Nicht nur ich, sondern auch andere Patientinnen trocknen aus und haben ebenfalls Schluckbeschwerden.
Gestern kam auch noch Kopfweh hinzu. Da meine Blutwerte nicht mehr stimmen, darf ich natürlich kein Aspirin oder sonstige Kopfwehmittel zu mir nehmen. Legt man sich hin, meint man, daß man auf der Stelle stirbt. Es dreht sich alles und auch wenn man morgens nichts oder fast nichts gegessen hat, kommt einem alles entgegen. Trotzdem probierte ich ganz ruhig liegen zu bleiben. Mit einer kleinen Unterbrechung am Nachmittag schlief ich bis heute morgen durch. Trotz meines Schlafens ging es mir heute morgen auch nicht viel besser. Den heutigen Termin wollte ich gestern absagen. Die Ärztin redete aber auf mich ein, daß jede Pause und wenn es das Wochenende ist, mir schaden könnte. Sie sagte mir, egal ob ich auf allen Vieren kommen würde, es wäre zwingend erforderlich mit den Bestrahlungen weiterzumachen. Solange es noch medizinisch vertretbar sei, seien die Bestrahlungen unabdingbar. Mittlerweile habe ich einen befreundeten Arzt eingeschaltet und ihn um Rat gebeten. Er ist derselben Meinung wie meine behandelnden Ärzte. Sobald die Lymphknoten betroffen sind, muß man die Bestrahlungen sowie die Chemo durchziehen. Etwas anderes gäbe es noch nicht.

Am Beginn der Diagnose sah ich noch alles positiv, nur, wenn es einem immer schlechter geht, dann fällt es mir zumindest schwer sich noch irgend etwas positives vorzustellen. Von Lebensqualität ist auf gar keinen Fall mehr die Rede. Positiver Aspekt, ist der Krebs erst weg, kann ich auch wieder leben. Mein Sohn zeigt sich sehr verständnisvoll, obwohl ich ab und zu tobe, weil ich nicht mehr kann. Es liegen jetzt noch weitere 4 Wochen vor mir. Immer, wenn ich unter diesem Mammutteil liege, stelle ich mir einfach meinen Sohn vor; er ist meine Motivation. So geht es! Anderst nicht. Für mich alleine ginge ich auf jeden Fall nicht durch diese Hölle. Für meinen Sohn auf jeden Fall.


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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos