Schwarzwald

Der sagenumwobene Mummelsee

Die Geister am Mummelsee

Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät
mit Fackeln so prächtig herunter?
Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?
Mir klingen die Lieder so munter.

O mein!
so sage, was mag es wohl sein?

Das, was du siehest, ist Todtengeleit,
und was du da hörest, sind Klagen.
Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,
sie bringen ihn wieder getragen.
O weh! so sind es die Geister vom See!

Sie schweben herunter in's Mummelseethal -
sie haben die See schon betreten -
sie rühren und netzen den Fuß nicht ein mal -
sie schwirren in leisen Gebeten -

O schau'
am Sarge die glänzende Frau!

Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Thor;
gieb Acht, nun tauchen sie nieder!
Es schwankt eine lebende Treppe hervor,
und drunten schon summen die Lieder.

Hörst du?
sie singen ihn unten zur Ruh.

Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn!
Sie spielen in grünendem Feuer;
es geisten die Nebel am Ufer dahin,
zum Meere verzieht sich der Weiher nur still!
ob dort sich nichts rühren will?

Es zuckt in der Mitten - o Himmel! ach hilf!
nun kommen sie wieder, sie kommen!
es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf;
nur hurtig, die Flucht nur genommen!

Davon! sie wiltern, sie haschen, sie wittern, sie haschen,
sie wittern, sie haschen mich schon!


Text von Eduard Mörike (1804-1875)
Melodie von Hugo Wolf (1860-1903), aus den Mörike-Liedern, no. 47.




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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos