Weihnachten - X-mas



Der Sinn und die Herrlichkeit der Christnacht






Es ging vor langer, langer Zeit ein Mann einst durch die Dunkelheit, dem seine Frau in dieser Nacht ein Kindlein auf die Welt gebracht.

Er wollte Feuer gern erbitten, damit sie nicht an Kälte litten, doch überall, wo er gefragt, da ward ihm hart ein "NEIN!" gesagt.

Da sah er eine Herde Schafe um einen Feuerschein beim Schlafe, er näherte sich ihr, doch ach, drei große Hunde waren wach, die kamen wild und böse an und waren wütend auf den Mann.
Sie wollten bellen und ihn beißen und ihn wohl gar in Stücke reißen, jedoch: Ein Wunder war geschehen! Sie konnten nicht mehr weitergehen, die großen Mäuler klappten zu und die drei Hunde gaben Ruh!

Der Fremde aber ging durchs Gras zum Hirten, der am Feuer saß, der war von unfreundlicher Art, sehr geizig, mürrisch, bös und hart. Der Fremde kam ihm ungelegen, drum warf er ihm den Speer entgegen, doch kurz vor des Bedrohten Brust, da wich, als hätte sie's gewußt, die Todesspitze nach der Seite und tat dem Manne nichts zuleide.

Der bat um Feuer nun geschwind für seine Frau und für sein Kind. Der Hirte, der sehr verwundert sah, daß diesem Fremden nichts geschah, entschloß sich deshalb, "Ja!" zu sagen und sprach: "Worin willst du es tragen?"

Doch schweigend faßte da der Mann die Glut mit seinen Händen an und hüllte sie im Mantel ein.
Der Schafhirt rief: "Wie kann das sein, daß dich ein Hund nicht beißen kann, die Lanze dich nicht tötet, Mann, daß dich das Feuer nicht verbrennt und alles Liebe für dich kennt?" Da sprach der andere, schon beim Gehen: "Versuche es nur selbst zu sehen!"

Der Hirt, der sich nicht lang besann, verfolgte drum den fremden Mann, bis sie zu einer unwegsamen und kahlen Felsenhöhle kamen. Dort lag auf nacktem, kalten Stein die Frau mit ihrem Kindelein.

Den Hirten packte Mitleid da, als er den ganzen Jammer sah, er zog aus seinem Ranzen schnell ein warmes, weiches weißes Fell und reichte es dem Kinde dar. Doch weil er nun barmherzig war, da sah auch er, was hier gescheh'n und was er vorher nicht geseh'n:
Es standen Engel rings im Kreise, die sangen eine schöne Weise:
"Vernehmt es, ihr lieben Leute, der Heiland ist geboren heute, und Frieden herrscht auf Erden nur in Gottes herrlicher Natur!"

Da sah der alte Schafhirt ein, es konnte heut' nichts böses sein, und überall erschienen jetzt die Engel, bis zu guter Letzt ihr Singen um die Welt ertönte und alle Menschen so versöhnte.

Da kniete, froh in seinem Sinn, der Hirte vor dem Kindlein hin und dankte Gott und pries ihn laut für alles, was er hier geschaut.


Und jedes Jahr zur Heiligen Nacht umgibt uns stets in ganzer Pracht des lieben Gottes Herrlichkeit.
Die Engel stehen dann bereit und singen leis' und wunderschön, und wer es will, der kann's auch seh'n in sich, in seinem Herzen drin, das ist des Weihnachtsfestes Sinn!



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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos