Jordanien

Claudia war mit meinem Bericht über Jordanien nicht ganz einverstanden. Hier kommt ihre Sicht über Jordanien.

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Claudia's Bericht über Jordanien

Ich liebe Jordanien sehr, vielleicht merkt man das an der Homepage. Ein Anliegen von mir ist es, dieses Land so vorzustellen, wie es ist. Mein erster Teil sieht ziemlich rosig aus, aber es gibt ja noch den zweiten Teil. Da kommen dann eben Sachen wie Bettler, Armut und auch die polit. Situation drin vor. Auch werden Bilder von den letzten Unruhen im Land zu sehen sein. Wie gesagt alles, was du sehen wirst ist noch im Ausbau und eigentlich nur ein Anfang.

Ich bin hier in Amman natuerlich sehr oft unterwegs, mit dem Auto, wie auch zu Fuss. Ich rede mit sehr vielen Menschen, auch egal aus welcher Schicht sie kommen. Eine Arbeit, die ich aus persönlichen Gründen aufgeben musste, hat mich ein Stück in die Welt der Armen gebracht. Du sagst, man sieht keine Bettler, ich sehe sie täglich und an fast allen Stellen. Die Ampeln sind ein beliebter "Bettelplatz" so auch die besseren Einkaufsstrassen und die Wohngegenden, in denen die reicheren Menschen wohnen. An den Ampeln werden ausser Kaugummi und Luftballons auch Scheiben wischen und Sonnenschutz fürs Auto verkauft. Kleine Kinder, manchmal sogar ab drei Jahren, stehen allein mitten zwischen den Autos und betteln. Mütter, die ihre sehr unsauberen Kinder am Rockzipfel haben und eins auf dem Arm, betteln um wenig Geld. Nicht alle dieser Menschen haben es allerdings nötig, sich auf diese Art ein minimum an Leben zu holen. Es gibt darunter leider auch Menschen die viele tausende Dinar zu Hause unter dem Teppich haben. Du sagst, die Polizei duldet das betteln nicht, ich sage, es stimmt nur teilweise. Mein Mann sah es einmal, ein Junge verkaufte Luftballons, die Polizei kam und der Kleine rannte los, er wurde von zwei Autos überfahren…..

Die Polizei übersieht sehr oft die Bettler, muss es tun. Sicherlich ist eine Art Mitleid und Mitgefühl daran schuld, dass sie es tun. Sehr oft kommen Polizisten aus eben dieser Bevölkerungsschicht und kennen das Unglück der armen Menschen. In der Innenstadt sitzen Bettler überall, manche sind Krüppel, für die kaum gesorgt wird. Von staatlicher Seite aus stehen nur wenigen bemittelten Menschen das Privileg einer Tagesstätte, Schule, oder Heilanstalt zu. Amman ist in der Grösse in den letzten 10 Jahren stark angestiegen, was die Bevölkerung betrifft, ebenso. Nach dem Golfkrieg gab es eine rege Zuwanderung, ein Heimkommen vieler Palästinenser aus den Golfstaaten. Sehr viele davon haben ihr Geld in Immobilien angelegt. Es wurde gebaut und dieser Bauboom ging erst in den letzten vier Jahren zurueck. Amman wurde in westlicher Richtung immer moderner, neue Strassen, Tunnels wurden gebaut. Das ergibt den Anschein, das die Armen in östlicher Richtung am Stadtrand ihr Dasein fristen, es eine strenge Grenze gibt. Als ich vor vielen Jahren hier ankam, hatte Amman ein anderes Gesicht, jeder Berg war anders als der angrenzende. Sicherlich ein arm, reich oder mittelstädisches Aussehen hatten sie auch, aber nicht so grass wie heute. In Richtung Westen ist eben genug Platz um der Stadt ein neues Aussehen geben zu können, nach dem Osten zu ist die Industrie angesiedelt.

Als der alte König noch lebte, war sicherlich vieles anders. Es wurden Heime gebaut, für Waisenkinder, eine Krebsstation für wenig bemittelte Familien, die ein Kind mit dieser Krankheit haben. Viele Basare, Aufrufe an die Bevölkerung Geld zu spenden gab es. Der König hat versucht, ein wenig das Leiden zu lindern. Die Staatskassen waren leer, mehr ging nicht. Jedenfalls wird das so gesagt. Viele, besonders Frauengruppen, bildeten ein recht intaktes Auffangnetz für Menschen in Not. Nicht zuletzt auch ein Zentrum für geprügelte Ehefrauen. Viele Frauenworkshops wurden gegründet. Manch einer auch unter Patronage eines Mitgliedes des Königshauses. Manchmal war das ein Vorteil. Ein wenig Geld floss ein und die Workshops fanden regen Verkaufsverkehr, da sie mit der Krone im Logo mehr Ansehen hatten. Ich habe eine Gruppe Frauen geleitet,die einmal wöchentlich in die Klinik gingen, um dort Krebskindern und Dialyse-Kindern ein wenig Freude, Spass und Kraft zu geben. Wir bekamen Unterstützung von der Deutschen Kirche in Jerusalem, die unsere Gemeinde ist. Leider war das zu wenig. Also machten wir Basare, spendeten und liessen uns manches einfallen um an ein wenig Geld zu bekommen. Deutschland spendete uns 15.000 DM für eine Einrichtung des Kinderzimmers, eines, wo die Kinder mal spielen konnten. Eingeladen war auch Prinzessin Haya zur Eröffnung, sie kam,…. Aber Hilfe sahen wir weiterhin nicht. Unser Projekt in der Zeitung und im Fernsehen oft zu sehen, fand nur in Worten Zuspruch und natürlich bei den vielen Patienten. Als Einzigste die arabisch in der Gruppe sprach, bekam ich oft Einblicke in das Elend der Kranken, die Sorgen nahmen nicht ab und Hilfe vom Staat kam nicht oder nur sehr unzuverlässig.. oft gab es nicht einmal Medikamente, dass die Kinder behandelt werden konnten.
Der neue König macht allerdings weniger, als der Alte getan hat. Er hat sich wahrscheinlich auf den Strassenbau konzentriert. Hier fliessen die Gelder hin. Seit Anfang 2001 wurde eine 13% Mehrwertsteuer eingeführt. Alles ist hier durcheinander, mal sehen, wie es weitergeht. Das Leben ist somit um einiges teurer geworden, wie das die Armen schaffen, steht in den Sternen. Ob allerdings irgend etwas in Richtung Abhilfe gemacht wird, ist fraglich. Amman ist sauber, das stimmt, jedenfalls im Gegensatz zu sehr vielen arabsichen Städten und ich muss es zugeben, auch deutschen Städten. Jordanien soll seit ein paar Jahren Einkünfte, die grössten aus dem Tourismus holen. Die vielen Hotels im Land reichten natürlich nicht um Besucher anzuziehen, Sauberkeit musste auch sein. Die Putzkolonnen sind ständig unterwegs. Allerdings gibt es genug Dreckecken, die nie gesäubert werden. Die sind allerdings überall zu sehen. Auch an den Plätzen, wo Touristen sich tummeln. Siehe Ma'in, die heisse Quelle, verschiedene Erholungsparks ebenso, wie auch Petra.. Hier muss ein echtes Umdenken in der Bevölkerung stattfinden, aber niemand schert sich drum.



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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos