Krebs - meine Geschichte 02.01.2002


Fakten seit dem 15.12.2001

Krebs wächst aus dem Narbengewebe nach außen. Ungewöhnlich, aber leider zutreffend. Es waren 1 cm, jetzt sind es ca. 15 cm. Der Krebs stinkt und ist offen. Er sieht aus wie kleine Vulkane, die sich entzündet haben. Eiter und Blut fließen aus der ehemaligen Haut raus und er baut ständig an. Lymphwasser kann nicht mehr abfließen und er frißt die Nerven meines linken Armes auf. Deshalb kann ich ihn auch nicht mehr bewegen. Mopsgesicht und linkes Auge geht zu, Lymphwasser im Hals und eine ständige Schlinge um die Atemwege.

Medikation:

Keine Chemos mehr. Nur noch Zoladex (Hormone) die mir einmal im Monat eingespritzt werden, um die unheimliche Zellkernteilung zu minimieren. Chemo's schlagen nicht an. Schmerztherapie und Enzyme incl. Cortison. Am 18.01.2002 evtl. Verschorfung des Krebses mit erneuter Bestrahlung. Evtl. Kernspin, um zu sehen, ob er schon auf den Knochen sitzt. Kein CT mehr!

Bescheidenheit

Wie ich Euch allen schrieb, war ich ein schneller Mensch.
Lt. meinem Sohn bin ich eine gute Mutter.
Kümmerte mich jeden Morgen ab 6.00 Uhr um mein Kind, den Haushalt und Punkt 7.30 Uhr um meine Signal Iduna Agentur. Termine von morgens bis abends. Trotzdem fast ausgeglichen und zufrieden. Nicht immer, aber sehr oft. Manchmal fraß mich der Stress auf. Was ja logisch ist! Mein Tag hatte auch nur 24 Stunden und ich wollte immer für meine Kunden präsent und ansprechbar sein und war immer für meine Kunden da. Sie waren und sind ja noch meine Arbeitgeber.

Deshalb lief die Agentur auch fast von alleine und ich hatte wahnsinnig viele Empfehlungen, da sich meine Kunden auf mich verlassen konnten.

Das brachte mir und meiner Familie dann wieder die innere Zufriedenheit. Der Erfolg war sichtbar!

Urlaub, Reisen, Freunde, Essen gehen, gute Gespräche mit der Familie, mit meinem Sohn zu diskutieren und ihm trotz dem Stress immer zuzuhören. Für das Kind da sein und ein Team bilden, trotz Termine und abendlicher Abwesenheit. Das war mein ausgefülltes Leben bis jetzt.

Seit es mir aber seit 2 Monaten wieder so schlecht geht, habe ich neue Gedanken.

Bescheiden freue ich mich auf jeden Abend, daß ich den Tag überleben durfte und mit meinem Sohn reden konnte. Am Morgen, wenn ich aufwache, überprüfe ich erst das Zimmer, ob ich auch noch "da" bin. Freue mich jetzt, nachdem mein Arm ein Chaos ist, darauf, wenn ich in der Lage bin, die Kaffeemaschine zu bedienen und ich selbständig Wasser einfüllen kann. Breche schon fast in Jubel aus, wenn ich mich in einer halben Stunde überhaupt anziehen kann. Lärme innerlich, wenn ich es auf die Reihe kriege mich selbst überhaupt fertig zu machen. Einfache Dinge, wie waschen und anziehen.

Wenn die Schmerzen nicht zu groß sind und ich noch so viel Konzentration habe, mit meiner Familie ein normales Gespräch zu führen, ohne, daß ich alles vergesse. In der Lage zu sein ans Telefon zu gehen und den Hörer halten zu dürfen. Oder, das Schlimmste: Überhaupt in der Lage bin, noch im Netz tätig zu sein, da ich nur noch rechts schreiben kann und ich es nicht so kann und vor allen Dingen soooooooooo langsam bin. Ich freue mich noch mehr, wenn ich alleine zur Lymphdrainage laufen kann. Ist aber leider schon eine Weile her. Wir reden von 2 Straßenüberquerungen.
Wäre total begeistert, wenn ich Auto fahren könnte und käme mal wieder raus. Wäre schon mit einem Spaziergang im Park zufrieden. Bin total aus dem Häuschen, wenn ich mit der rechten Hand noch die Gabel zum Mund führen kann. Aß immer sehr ästhetisch. Jetzt muß man mir das Essen schneiden! Bin entzückt, wenn das Essen auch am Bestimmungsort bleibt und ich Wasser trinken kann.

Dennoch will ich weiterhin leben! Also, es geht doch auch im Kleinen! Und, es ist schön morgens noch so richtig da zu sein. Schlaf ist ja nicht mehr, aber egal, ich bin noch da!

Eins steht fest, das Leben ist trotz allem eine Herausforderung und trotz allen Niederlagen noch lebenswert. Jetzt muß es einfach wieder bergauf gehen, egal wie! Ich glaube noch fest an mein Unterbewußtsein, das mich immer noch retten könnte und hoffentlich heilen wird.



Nächste Zielsetzung:

Frederic's 18ter Geburtstag und danach die Abi-Feier!




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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos