Der verschwundene Mond - Teil 5

Entgegen seinen Erwartungen erwies sich das Innere des alten Baues als neu restauriert, umgebaut und erweitert. Die alten engen Tunnels der Katakomben waren zu weitläufigen Fluren mit weißgestrichenen Wänden geworden. Die alten engen Tunnels der Katakomben waren zu weitläufigen Fluren mit weißgestrichenen Wänden geworden. Grelle Neonröhren warfen ihr Licht auf neuverlegte Kabelbäume, die entlang den Seiten und der Decke verliefen. Das leise Hintergrundrauschen einer leistungsfähigen Klimaanlage begleitete Möbus Weg in den Untergrund.

Die Spur der Zwerge hatte er an einer der vielen Kreuzungen der langen Gänge verloren. Möbus folgte nur noch seinem Instinkt. Nach endlosen Metern monotonen Weges erreichte er den Eingang eines großen Vortragssaales. Rechts und links führten breite Treppen auf eine Empore. Aus dem Inneren des Saales, ebenerdig, waren Stimmen zu vernehmen. Möbus stieg leise und vorsichtig die Stufen einer der Treppen hinauf. Oben angekommen warf er einen Blick von der dunklen leeren Empore auf die beleuchtete Bühne.

... Meehts alberte herum. Mit den Ohren klappend, gleichzeitig eine urzwergische Laugenbretzel ...

Da unten sah und hörte er sie: Mikki Meehts, Minna Märckl und mittendrin laut lachend und sich jovial auf die Schenkel klopfend ... der verschwundene Mond ... das interne Spitzentrio der *MZU! Die drei waren allein, die Zuschauerreihen noch leer, die Stühle unbesetzt.

Auf der Bühne war folgende Szenerie zu verfolgen: Mikki Meehts alberte herum. Mit den Ohren klappend, gleichzeitig eine urzwergische Laugenbretzel zwischen den Zähnen jonglierend, erheiterte er den Mond unbändig. „Ja, mach mer mal de Aff' ... so ist's recht!” lachte der Mond schallend. Minna fand das wohl weniger lustig, sie musste es jedoch ertragen. Der alte Mond war für seinen einfach gehaltenen volkstümlichen Humor - auf Kosten anderer - geradezu berüchtigt. Und wenn er schon mal wieder das Sagen hatte ...


* MZU, die Mondäne (oder **Marode) Zwergen Union, ein polit-treibender Zusammenschluß von konservativen, leicht rechtsdrehenden Zwergen.

** marode, lt. Brockhaus in der Soldatensprache des Dreißigjährigen Krieges marschunfähig und während des Nachziehens plündernd, zu frz. maraud Lump




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